Diskussion statt Diffamierung: Lass uns reden, Werner Schulz!
In den öffentlich-rechtlichen Medien läuft gerade eine Kampagne zur Diskreditierung der Bürgerrechtler, die nicht auf Regierungslinie sind. Der Plot ist relativ simpel, brutal und effektiv: Man nehme drei exponierte Namen, hier Sigmar Faust, Angelika Barbe und mich. Die rücke man in möglichst schräges Licht. Dagegen setze man jeweils eine Persönlichkeit mit tadelloser Vergangenheit und mainstream-regierungskonformem Auftritt als Gegenstück. Bei Sigmar Faust ist dies Wolf Biermann, bei Angelika Barbe passt CDU-MdB Martin Patzelt gut und für mich spielt diese Rolle Werner Schulz, ein Mitstreiter aus dem Pankower Friedenskreis, Ex-MdEP und vor allem MdB – wir waren Kollegen in der kleinen ostdeutschen Gruppe Bündnis 90/Grüne, die damals die Fahne der Grünen in der sterbenden Bonner Republik von 1990-1994 hochgehalten haben.
Mit diesen Akteuren ist alles vorbereitet, man braucht nur noch negative O-Töne – habe ich mich bei der ersten Anfrage durch das ZDF noch geweigert, hat mich der Panorama-Redakteur Gabor Halasz mit seiner angeblichen Fairness überzeugt. Wie fair er wirklich ist, kann man sich in seinem Machwerk, wenn man unbedingt will, auf den Seiten der ARD ansehen.
Aber zurück zu meinem Alt-Mitstreiter Werner Schulz: Sowohl für ZDF, als auch Panorama machte er den Stichwortgeber: Besonders „schön“ ist es dann, wenn man den öffentlich-rechtlichen Zusammenschnitt mit Kommentaren und Einordnungen eines alten Weggefährten und Kollegen präsentiert bekommt, gegen die man sich nicht wehren kann.
Deshalb hier mein Angebot, meine Aufforderung, lieber Werner Schulz: Statt in die nächste Kamera zu kommentieren, solltest Du mit mir direkt diskutieren. Wir sollten uns auseinandersetzen. Argument und Gegenargument, auch in feindseligem Umfeld – wie wir es im Pankower Friedenskreis gelernt haben. Ich habe keine Angst vor Deinen Einlassungen. Wir sind in konkurrierenden Parteien, wir haben ganz offenbar einen anderen Blick auf die Performance der Regierung und anderer Verantwortungsträger aber wir haben genug gemeinsamen politischen Hintergrund. Ich schließe nicht aus, dass wir sogar einige gute Erkenntnisse gewinnen können.
Eine Einladung eines grünen oder eines christ-demokratischen Kreisverbands wird es für dieses kleine politische show-down bestimmt geben – vielleicht wird es sogar eine schwarz-grüne Veranstaltung – das mediale Interesse dürfte auch garantiert sein. Wenn alle Stricke reißen, wird die WerteUnion Thüringen eine Bühne bieten. Bist Du einverstanden? Ich hoffe, ich erwarte es schon.
Denn in einem gebe ich Dir sofort recht: Wir sind nicht mehr in der DDR: Du bist der Meinung mich im öffentlich-rechtlichen Fernsehen kommentieren zu müssen? Dann sage ich Dir ganz klar: Dann darfst Du Dich auch nicht drücken mit mir direkt zu diskutieren. So viel politische und menschliche Fairness kann ich schon erwarten, oder?
Wir sind ein freies Land – aber dies enthebt einen nicht der Verantwortung, wenn man Dinge öffentlich vom Stapel lässt. Freue mich auf Deine Zusage – Du wirst von diesem Artikel sicherlich hören.
Es grüßt Dich Deine alte Friedensfreundin Vera Lengsfeld
Vera Lengsfeld bei einer Lesung
Bürgerrechtlerin in der DDR, Mitglied im Deutschen Bundestag 1990 bis 2005, freie Journalistin, Mitglied der Werteunion