Die Sorge um die Wahrheit

Foto und Collage: Marianne Mairhofer

Michel Foucault*: Nichts ist unbeständiger als ein politisches Regime, dem die Wahrheit gleichgültig ist; doch nichts ist gefährlicher als ein politisches System, das die Wahrheit vorschreiben will. Die Funktion des Wahr-sagens hat nicht die Form des Gesetzes anzunehmen, ganz wie es auch vergebens wäre zu glauben, dass sie ganz selbstverständlich in den spontanen Spielen der Kommunikation ihren Platz hätte. Die Aufgabe des Wahr-sagens ist eine unendliche Arbeit: Sie in ihrer Komplexität zu beachten ist eine Verpflichtung, die keine Macht einem ersparen kann. Außer man erzwingt das Schweigen der Knechtschaft.

* Dieser französische Philosoph (1927 – 1984), der jahrzehntelang als Stardenker der Linken galt, sagte in einem Interview 1984: Ich träumte, es würde ein Tag kommen, an dem ich vorweg wüsste, was ich sagen wollte, und an dem ich nichts mehr zu tun hätte als es zu sagen. Ich malte mir aus, ich wäre in dem Alter angekommen, wo man nur noch abzuspulen hätte, was man im Kopf hat. Das war zugleich eine Form von Anmaßung und eine Reaktion der Selbstaufgabe. Denn Arbeiten ist das Unternehmen, anders zu denken, als man zuvor dachte.

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