Von Daniel Weinmann: Tropenholz für deutsche Windräder – Die hässliche Fratze der Energiewende
Corona und die Klimakrise sind für die Ampel-Koalition der heilige Gral. Alt-Bundeskanzlerin Angela Merkel hat ganze Vorbereitungsarbeit geleistet: Sie hat nicht nur die Alternativlosigkeit eines rigiden Corona-Regimes als hoffähig zementiert, sondern zugleich die Saat für eine repressive Klimapolitik gelegt, deren Früchte nun die neue Regierung ernten darf.
Dass die mit allen Mitteln angestrebte CO2-Neutralität zu gravierenden ökologischen Kollateralschäden führt, spielt in diesem Kontext offensichtlich keine Rolle. Im Gegenteil: Während der enorm steigende Bedarf an grüner Energie andernorts für gravierende Umweltprobleme sorgt, reibt man sich hierzulande mit gutem grünem Gewissen die Hände.
Ein beklemmendes Beispiel, das stellvertretend für viele weitere steht: Ecuador. Das Land an der Westküste Südamerikas liefert mit Balsaholz ein sehr leichtes, hartes und widerstandsfähiges Material, das beim Bau von Rotorblättern von Windkraftanlagen Verwendung findet. Allein in einem 80 Meter langen Rotorblatt werden rund 15 Kubikmeter Holz verbaut, in zukünftigen Offshore-Windparks sollen bereits Blätter mit bis zu 100 Metern Länge zum Einsatz kommen.
Weil der Bedarf an dem kostbaren Tropenholz langfristig nicht gedeckt werden kann, setzen manche Anlagenbauer als Alternative bereits auf Recycling-Kunststoff. Die Unternehmensberatung Wood Mackenzie prognostiziert einen Anstieg des PET-Anteils in Rotorblättern von 20 Prozent im Jahr 2018 auf 55 Prozent im kommenden Jahr. Dennoch sehen die Experten eine weiterhin hohe Nachfrage nach Balsaholz.
Spur des ökologischen Grauens:
Vom massiven Abholzen in Ecuador, das knapp 75 Prozent des weltweit gehandelten Balsaholzes liefert, sind indes nicht nur Tiere betroffen, wie der Biologe Álvaro Pérez von der Universität PUCE gegenüber ecuadorianischen Medien berichtet. Die Aussicht auf einen reichen Devisen-Segen hat darüber hinaus verheerende Folgen für die indigene Bevölkerung: Die einen wollen Dollars zählen, während sich andere um das ökologische Gleichgewicht sorgen. Aufgeheizt wird die Stimmung von skrupellosen Holzfällern, die illegal das auf den Inseln und Ufern der Flüsse im Amazonasbecken natürlich vorkommende Balsaholz schlagen.
Im Januar vergangenen Jahrs befasste sich sogar die hochangesehene britische Wochenzeitung „The Economist“ mit den Problemen, die der verbotene Holzeinschlag für die Gemeinschaft der Waorani im Yasuní-Nationalpark verursachte. Dort hinterließen die Holzfäller eine Spur des ökologischen Grauens: Müll aus Plastik und Aluminium, Benzin- und Ölreste, Maschinen – und die gebrauchten Ketten der Motorsägen. Zudem vertrieben sie Papageien, Tukane und andere Vögel, die sich von den Blüten der Balsabäume ernähren – mit irreversiblen Folgen für die Biodiversität und das ökologische Gleichgewicht der Region.
Ein weiteres gravierendes Problem langfristiger Natur: Die Rotorblätter müssen entsorgt werden. Bis 2023 werden allein in Europa circa 14.000 Rotorblätter abmontiert, prognostiziert Professor Ramón González-Drigo, der an der Polytechnischen Universität von Katalonien Festigkeitslehre und konstruktiven Ingenieurbau lehrt. Da sie aus verschiedenen Materialien zusammengefügt sind und nur mit sehr viel Aufwand wieder zerlegt werden können, erweise sich dies als besonders schwierig.
Grünes Gewissen schwindet gegenüber Menschen und Natur, sobald es um die Rettung des Klimas geht. Windkraft ist für bundesdeutsche Politiker dennoch en vogue. Beispielhaft dafür steht der erste Beschluss der baden-württembergischen Landesregierung aus Grünen und CDU zum Ausbau der erneuerbaren Energien nach der Landtagswahl im Mai vergangenen Jahres. Danach sollen 1000 Windräder im Schwarzwald errichtet werden.
Auch hier wurde zu kurz gedacht: Für jedes einzelne Windrad ist – je nach Quelle – die Rodung von 0,2 (Pro Windkraft) und 0,5 (TopAgrar) Hektar Wald erforderlich. Nimmt man nur den Mittelwert von 0,35 Hektar, entspricht dies bei 1000 Windrädern insgesamt 350 Hektar bzw. 490 Fussballfeldern (die im Schnitt 68 mal 105 Meter groß sind). Auf dieser Fläche geht der Wald als CO2- und Feuchtigkeitsspeicher unwiederbringlich verloren. Hinzu kommt: Werden derart große Flächen auf den Höhenrücken abgeholzt und mit gigantischen Betonfundamenten versiegelt, schießt bei starken Regenfällen das Wasser die Täler hinunter und reißt alles mit sich.
All dies – neben weiteren schwerwiegenden Problemen wie das Sterben von Vögeln und Gesundheitsbeeinträchtigen der Anwohner – zeigt: Auf Windkraft zu setzen, ist keine vernünftige Energiepolitik. Sie ist vielmehr eine grüne Ideologie, die – koste es was es wolle – durchgesetzt werden muss, um nach außen die ökologisch-nachhaltige Etikette zu wahren. Das reine, grüne Gewissen schwindet gegenüber dem Menschen und der Natur, sobald es um die Rettung des Klimas geht.