übernommen von PI Politik Spezial: Friedemann Willemer – Die Alternativen ohne Alternative
Die alternativen Medien beschreiben und analysieren eindrucksvoll die gesellschaftlichen und politischen Fehlentwicklungen in der Bundesrepublik. Dabei werden sie von einer Vielzahl Autoren leidenschaftlich unterstützt.
Sie leisten eine unverzichtbare aufklärerische Arbeit. Ihr investigativer Einsatz deckt schonungslos das Versagen der politischen Klasse auf. Dabei nehmen sie massive persönliche Diffamierungen durch Politik und Leitmedien inkauf. Ihr Einsatz ist für diese Republik unverzichtbar und verdient höchste Anerkennung. Sie sind die Rufer in der Wüste gleichgeschalteter Meinung und Desinformation. Einen neuen Tiefpunkt an Niedertracht markierten Politik und Mainstreammedien mit ihrer Reaktion auf die Aktion #allesdicht-machen einiger Schauspieler, die es wagten, sich an Kurt Tucholsky zu orientieren:
Im offenen Gegensatz zu seiner Zeit
Nichts ist schwerer und nichts erfordert mehr Charakter, als sich im offenen Gegensatz zu seiner Zeit zu befinden und laut zu sagen: NEIN! Was ich vermisse: Wie kommen wir heraus aus diesem Desaster? Aufklärung heißt, die Frage zu stellen und zu beantworten: Ist das herrschende System der repräsentativen Demokratie ursächlich für die von den kritischen Medien beschriebene unheilvolle Entwicklung? Und welche Alternativen gibt es? Die bürgerlich-intellektuelle Elite Deutschlands hat sich weitgehend dem herrschenden Parteiensystem unterworfen und arbeitet sich allenfalls an seinen Symptomen ab, ohne die Systemfrage zu stellen. Die offensichtlichen Missstände werden von dem einen oder anderen thematisiert. Bei der Mehrzahl, besonders an den geisteswissenschaftlichen Fakultäten der Universitäten, herrscht “beredtes Schweigen“ oder “mehrdeutiges Gemurmel“.
Man hat sich komfortabel eingerichtet.
Ein leidenschaftlicher Diskurs – das bedeutet Aufklärung – über die Vereinnahmung des Staates durch die Parteien findet nicht statt. Man hat sich stattdessen im bestehenden System komfortabel eingerichtet. Auch die Bemühungen der Kritiker in den alternativen Medien werden erfolglos bleiben. Es reicht nicht, einzelne Fehlentscheidungen zu beanstanden oder Fehlentwicklungen aufzuzeigen. Sondern das ursächliche System muss reformiert werden. Alles andere ist ein nicht zielführendes Herumkurieren an Symptomen.
In nicht enden wollender Zahl werden Klagelieder angestimmt, die auf Dauer dazu beitragen, depressive Anwandlungen zu verstärken, aber keine Ideen zur Überwindung des ursächlichen Parteienstaats anbieten, die uns wie ein zündender Funke aus Depression und Lähmung befreien. Diese Ideen können sich doch nicht, siehe Daniele Gansers “Imperium USA“: in Achtsamkeit, siehe Paul Schreyers “Chronik einer angekündigten Krise“: im Innehalten und in Umkehr, siehe Rainer Mausfelds “Warum schweigen die Lämmer?“: in emanzipatorischen Strategien zur Entpolitisierung der Bevölkerung und im Bereitsein, das Leitbild einer Demokratie endlich ernst zu nehmen, und siehe Ullrich Mies ́ und Jens Wernickes “Fassadendemokratie und tiefer Staat“: im Positionen-Beziehen und Nachdenken über völlig neue politische Modelle erschöpfen. Respektlos ausgedrückt, führt dieses Wehklagen ins Nichts. Als Anwalt kann ich mich nicht darauf beschränken, in das Jammern meines Mandanten einzustimmen und die Gemeinheiten von Gericht und Gegner zu beklagen, sondern der Mandant erwartet Lösungen für sein Problem. Und entsprechend ist dem deutschen Volk ein Ausgang aus dem Parteienregime aufzuzeigen, über den es nachdenken und abstimmen kann. Es genügt nicht nur ein „NEIN“ zu der prekären rechtsstaatlichen und demokratischen Lage der Bundesrepublik. Ein Systemwechsel ist unerlässlich und unter Beachtung der Verfassungsordnung der Republik zu verwirklichen.
Teil 2 folgt morgen.