Ja, aber… – Da kommt René. Wird auch Zeit. Nur Bier macht blöd. Ja, aber. Jochen versucht schon wieder einen Vortrag zu halten. René ist gekommen. Sein grüner Iro hängt wie eine Pflanze, die zu wenig gegossen wurde. René ist schlecht gelaunt. Heute wirkt er in seinen Lederklamotten wie eine schlecht angezogene Vogelscheuche. René kommt aus seinem Bett und Sakura aus dem Manga, der neben ihm schläft. Ihre grellroten Haare hat sie zu zwei Zöpfen geflochten, mit ihren riesigen Mandelaugen und Sommersprossen wurde sie geboren, ein an ihrem Körper enganliegendes tief ausgeschnittenes grünes Etui betont ihren frühreifen Körper, da drüber versteckt ein rosa Röckchen einen winzigen Bauchansatz. Sie ist kurz und nur fast perfekt. Alles gut? Auf ihre Lieblingsfrage hat bis jetzt.noch niemand geantwortet.
Für Fach ist das eine Frage nach dem Sinn des Lebens, die er höchstwahrscheinlich nie beantworten kann, oder zu spät. Auchn Bier? – Ne, danke ich muss noch weiter. – Ja, aber… René ist hektisch. Er begrüßt alle Jungs. Mit einem Händedruck wird Ware gegen Geld getauscht. Glatze, der seit Stunden regungslos in sein Bier starrt, bewegt sich. Ist René schon gekommen? – Halt deine Hand auf. Glatze öffnet seine linke Pranke, eine weiße Kapsel fällt auf seine Handfläche. Und jetzt schluck. René will weiter. Glatze schluckt, und starrt dann wieder in sein Bier. Und ich, beschwert sich Rosie. Du nervst! Sakura und René gehen die Tucholskystraße runter, Fach und die andern bleiben.
Gum fängt an, die Waren in seinen Laden zu räumen. Lass uns schnell noch ein paar Bier holen. – Wer zahlt? Glatze wird wieder lebendig: Ich übernehm das, wenn einer von euch geht. – Ja, aber… – Halt die Fresse, oder du gehst!
Goethe geht beleidigt nachhause. Die am Spätkauf werden allmählich lebendiger. Glück, Frieden und Harmonie. Jetzt gibt es viel zu bereden, über Sex und Frauen, den Hunger in der Welt, Sex ohne Frauen, Kapitalismus, das antike Rom, das Wetter, Sex trotz Frauen, vegane Ernährung, rechte Gewalt,
Amerika, Nordkorea, Sex im antiken Rom, Fleischeslust und vegane Ernährung,die ungerechte Welt und bösartige Vietnamesen, die ihren Laden zumachen, statt weiter Alkohol zu verkaufen.
Grafik: Friedel Kantaut
Ihr wisst alle nicht, wer ich wirklich bin. Glatze nimmt allmählich Kontakt mit seiner Umgebung auf. Scheißbullen, Dreckssystem. Irgendwann werde ichs denen zeigen. Dann kriegt ein Sack einen in die Fresse, aber so richtig. Nach zehn Minuten verliert Glatze wieder den Kontakt zur Umgebung. Aber er ist jetzt in Fahrt, schimpft weiter, tritt unsichtbaren Bullen in den Arsch, bekämpft alleine das Scheißsystem. Er wird immer lauter. Er brüllt die Fassaden an. Später verkündet er seine private sexuelle Revolution und beginnt sich auszuziehen. Nackt bis auf seine weißen Turnschuhe steht er vor ihnen und lässt seinen schwammigen Unterleib herausfordernd kreisen. Ihr wisst alle nicht, wer ich wirklich bin. Uschi Obermeier sah besser aus. Es ist nichts mehr zu trinken da.
Als Fach auf dem Heimweg die Tucholskystraße überquert sieht er die massige Silhouette von Glatze mitten auf der Rolandstraße in Richtung Hauptstraße torkeln. Höchstwahrscheinlich wird er versuchen ins Zentrum zu kommen, um dort nackt die sexuelle Freiheit zu predigen. Dann haben auch die Scheißbullen etwas zu tun. Fach öffnet die Haustür, drückt den Lichtschalter und hetzt durch das Treppenhaus. Entweder die Hausverwaltung hat die Schaltzeiten der Lichtanlage verkürzt um Kosten zu sparen, oder er wird alt. Das Licht geht seit einiger Zeit immer aus, bevor er seine Wohnungstür erreicht hat. Bei den Verkehrsampeln beobachtet er seit einiger Zeit dasselbe. Fach stochert das Schloss auf, durchsucht das Netz nach neuen Nachrichten und den Kühlschrank nach Schokolade. Enttäuscht fährt er seinen Rechner runter und legt sich ins Bett. Während er einschläft verschwindet der Platz.
Ende