Der Mann mit dem unerklärlichen Leben
© R. H.
Da war einmal ein Mann namens Mojud. Er lebte in einer Stadt, worin er es zu einer Stelle in einem kleinen Postamt gebracht hatte, und es hätte leicht sein können, daß er seine Tage als Inspektor der Gewichte und Maße hätte beenden können. Eines Tags schlenderte er durch den Garten eines historischen Gebäudes nahe seinem Zuhause. Khidr*, der Seelenführer der Sufis, erschien ihm, gewandet in schimmerndem Grün. Khidr sagte: Mann mit glänzenden Aussichten! Verlasse deine Arbeit und treffe mich am Flußufer in drei Tagen. Dann verschwand er.
Mojud ging bestürzt zu seinem Chef und sagte, er müsse gehen. Alle in der Stadt hörten davon und sagten: Armer Mojud! Er ist verrückt geworden. Weil es aber viele Bewerber für seinen Job gab, vergaßen sie ihn schnell.
An dem bestimmten Tag traf Mojud Khidr, der zu ihm sagte: Leg deine Kleider ab und wirf dich in den Strom. Vielleicht wird dich jemand retten.
Mojud tat’s, obwohl ihm schwante, er könne verrückt sein. Sobald er schwimmen konnte, blieb er über Wasser, aber er driftete eine lange Strecke, bevor ein Fischer ihn in sein Boot ziehen konnte. Der sagte: Verrückter Mensch! Die Strömung ist stark. Was wolltest du anstellen? Mojud sagte: Ich weiß es nicht wirklich. Du bist nicht ganz bei Trost, sagte der Fischer, aber ich will dich zu meiner Hütte nehmen drüben am Ufer, und wir werden sehen, wie dir zu helfen ist.
Als er entdeckte, daß Mojud klar im Kopf war, lernte er von ihm lesen und schreiben. Als Gegengabe bekam Mojud zu essen, und er half dem Fischer bei seiner Arbeit. Nach einigen Monaten erschien Khidr abermals, diesmal am Fußende von Mojuds Bett und sagte: Steh auf nun und verlasse den Fischer, du mußt dich bereithalten. Sofort verließ Mojud die Hütte als Fischer gekleidet und wanderte bis er zu einer Landstraße kam. Als es dunkelte sah er einen Bauern, der auf seinem Esel zum Markt unterwegs war. Suchst du Arbeit? fragte der Bauer, ich suche jemanden, der mir hilft wieder ins Geschäft zu kommen.
Mojud folgte ihm. Er arbeitete für den Bauern fast zwei Jahre lang, und er lernte viel über den Ackerbau, sonst nichts.
* Khidr ist der unsichtbare geistige Führer der Sufis.
Aus einer persischen Handschrift: Khidr mit dem Propheten Elias
Fortsetzung folgt.