© Rolf Hannes
Mein einseitiger Dialog* mit der Frau hinter der Kasse verlief noch etwas lustiger. Nachdem ich ihr Geständnis hatte, ein Drittel von allem Gebackenen werde wie Müll entsorgt, nahm ich mein gerade für 2.95 € gekauftes Brot in die Hand (ein mittelprächtiges Brot, das vor Jahren nichtmal 2 Mark gekostet hätte), schwenkte es mir und ihr vor die Augen und sagte: Nun, für diesen Preis können Sie morgen getrost wieder eins wegschmeißen.
Die Leute um uns herum nickten beifällig und betroffen. Mehr betroffen, denn sagen, laut sagen, was gesagt werden sollte, das genieren sie sich. Diejenigen, die mir laut zugestimmt hätten, Leute, mit denen man was anfangen kann, sind wahrscheinlich längst Kunden der mildtätigen Tafeln. Oder sie stibitzen sich die Lebensmittel als Mülltaucher aus den Mülltonnen der Supermärkte.
Überlege mir ernsthaft, ob ich Mülltaucher (auch Containerer genannt) werde. Aber in meinem Alter fürchte ich kalte und feuchte Nächte, und im Klauen bin ich nicht geübt.
Die Mülltaucher jedoch sagen: Das ist nicht geklaut, das ist dem, was Gott hat wachsen lassen zum Essen und nicht zum Vernichten die nötige Ehrerbietung dargebracht. Sie haben eine klipp und klar hieb- und stichfeste theologische Rechtfertigung.
*nachzulesen in Der leere Teller 1