Der Himmel über Friedrichshof 3. Folge

Es geht mir nicht um Moralisches oder ein Tabu bei den Bildern und den Filmen. Jedem steht frei, was davon er, sie anschauen will und was nicht. Mich beschäftigt einerseits, dass es Otto Mühl nicht gelungen ist, seine Persönlichkeitsstörung vollständig in der Kunst auszuleben. Andererseits, wer daran interessiert ist, ihm immer noch ein Denkmal zu setzen und welche Künstler weiterhin mit seinem Namen verbunden bleiben möchten. Nicht deutlich deklariert wird, welche Verbrechen Otto Mühl begangen hat. Der Wikipedia-Eintrag: „1991 wurde Otto Muehl in Österreich wegen Kindesmissbrauchs und Verstoßes gegen das Suchtgiftgesetz zu sieben Jahren Haft verurteilt.“ wirkt auf mich mickrig und verharmlosend. Auch auf der Friedrichshofhomepage ist es fast nicht möglich, Fakten zu erfahren. Die Betonung liegt auf Ort mit weitem Horizont, Entfaltungsort für Freigeister. Unter Werte und Geschichte wird ein Ideologiefreier Wohnort betont und wiederholt, was auf anderen Seiten schon zu lesen ist. Unter siehe Geschichte befinden sich einige Jahreszahlen und die Bemerkung: Die Kommune begründete ein alternatives Gesellschafts- und Lebensmodell. Und einige Zeilen weiter: Nach einer Phase der Umorientierung wurde der Friedrichshof zu einem beliebten Wohn-, Arbeits- und Seminarort.

Das Weiterklicken auf Kommune bringt eine lange Abhandlung über die Schwierigkeiten, wie sie sich organisieren konnte, vor allem auch die finanziellen Schwierigkeiten. Auf der vierten von fünf Seiten finde ich dann den Satz, der in Wikipedia zitiert ist und weiter „…dass Muehl in den späteren Kommunejahren zunehmend ein Doppelleben geführt hatte. Neben dem öffentlichen, verantwortungsvollen Kommunevorstand und charmanten Gastgeber für prominente Besucher aus der Kunstszene kamen privater Drogenmissbrauch und schwerwiegende sexuelle Übergriffe zum Vorschein.“

Zwei Absätze weiter findet sich das Bekenntnis „…untersuchen, wie eine anarchistisch-libertäre Gruppe im Lauf von zwanzig Jahren in ein autoritäres System kippen konnte.“ So das Ende des Artikels von Peter Schär 2015 (Quelle: http://www.friedrichshof.at/z/File/Kurze-Geschichte-der-Kommune-Friedrichshof-Fassung-2015. Betont werden wiederum die tollen Vorzüge des Friedrichshofs fünfundzwanzig Jahre später.)


Bild: Marianne Mairhofer

Eine deutliche Auseinandersetzung mit der Geschichte des Friedrichshofs ist wohl bisher noch nicht passiert und wäre dringend notwendig. Damit ähnliche Verbrechen unter allen möglichen Deckmänteln in Zukunft weniger Chancen haben, müssen Menschen darüber nachdenken und auch wissen, wie sie sich davor schützen können.

Unser Plan beim Betreten des Areals war, alles anzuschauen und zum Abschluss das Mittagessen zu genießen. Querfeldein suchen wir einen Weg zum Hotel zurück. Dabei treffen wir auf eine weitere Frau und einen Mann.

Dort angekommen, sind die ersten beiden Räume übervoll und es gibt keinen Platz mehr. Sofort beim Eintreten wird klar, hier ist alles etwas nobler. Im hinteren Raum sitzen wir anfangs mit einem Pärchen am Nebentisch alleine. Später kommt ein zweites Paar dazu.

Wird fortgesetzt.

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