Weiter geht es zu den beiden anderen Ausstellungsräumen der Wiener Aktionisten. Im ersten Raum Otto Mühl und Günter Brus. Augenscheinlich beschäftigt mich eine Bleistiftzeichnung mit halbem Torso, der zwei Penisse hat. Eine andere daneben, eine Figur sitzt auf einem Priester oder Bischof. Texte, mit Schreibmaschine getippt. Ich lese nur Satzfetzen … Träume … sexualisierte Szenen … Genauer mag ich es nicht lesen. Ein Bild vom Papst. Kleinere Bilder. Eines mit einem Kreuz, darauf Jesus, wie ein Hampelmann mit Titel Hampelchrist.
Im zweiten Raum Herman Nitsch, Rudolf Schwarzkogler, Brus und Mühl. Schüttbilder von Nitsch, schon hinlänglich bekannt. Eine Installation mit zwei Gewändern von Priestern auf einer riesigen Jutefläche. Eine ganze Wand mit schwarz/weiß-Fotografien von einbandagierten Köpfen, Körpern, die sich auf der Erde verkrampft winden,…
Ich möchte mir den Videoraum von Nitsch gar nicht ansehen, weil ich denke, eh das, was man schon kennt und gesehen hat. Unsere Begleiterin meint: Das sollten sie sich anschauen, die meisten sind überrascht. Also gehen wir hinein. Und tatsächlich ist die Installation an und für sich überraschend. Vier große Videowalls, die mit Mustern und Farben animiert sind. Dahinter laufen teilweise bekannte Nitsch-Szenen. Nach einigen Minuten gehen wir raus, weil es einfach zu viele Eindrücke gleichzeitig sind.
Bild: Marianne Mairhofer
Ein kurzes Video von Schwarzkogler, etwas über eine Minute. Vermutlich er, geht weiß bekleidet mit schwarz gemaltem Strich vom Scheitel hinunter, was nach einer zweigeteilten Person aussieht, mit anderen (gekleidet mit Uniform und Kappe) herum, vermutlich durch Wien.
Dann das Mühl-Video. Es würde sieben Minuten dauern. Nach zwei Minuten verlassen wir etwas angeekelt den Raum. Unsere Ausstellungsfrau meint: Das ist für viele immer noch harte Kost. Es ist für mich nicht klar, ob diese Aussage auch ihrer Wahrnehmung entspricht, oder ob sie uns nur mitteilen möchte, dass sie verstanden hat, dass es uns zu heftig war, weil wir es nicht bis zum Ende angeschaut haben. Ich sage im Vorbeigehen: Ich muss mir nicht alles anschauen, ich schau mir einfach nicht mehr alles an. Sie erwidert nichts.
Zum Abschluss sehen wir noch das einminütige Video von Brus an, das so unspektakulär ist, dass ich es nur eine Stunde danach nicht mehr im Kopf hab, weil es von dem Mühl-Video überlagert ist: Ein Finger bohrt sich durch einen Stoff/eine Frucht, keine Ahnung. Dieser wird zuerst angemalt, mit etwas, das wie Nagellack aussieht. Allerdings wird die gesamte Fingerkuppe angemalt. Man kann vermuten, dass die Farbe rot war. Der Film ist jedoch nur schwarz/weiß. Danach leert jemand Zähflüssiges über den Finger (Honig?), anschließend noch etwas weißes (Joghurt, Schlagobers?). Lippen nähern sich dem Finger. Der Mund bewegt sich auf und ab, mit dem Finger darin. Mehr will ich, wollen wir nicht sehen.
Wird fortgesetzt.