Der Fall Maaßen

Von Boris Reitschuster

Hetze im Hauptabendprogramm: Um 22.45 Uhr strahlte das ZDF am Mittwochabend einen halbstündigen Film über den früheren Verfassungsschutzpräsidenten Hans-Georg Maaßen aus. Der Streifen hätte jedem Propaganda-Sender in einem autoritären System Ehre gemacht. Unter anderem wird Maaßen vorgeworfen, dass er auf Twitter mit mir interagierte – und dazu extra eine entsprechende Graphik eingeblendet. Vor tief schwarzem Hintergrund. Damit es auch richtig beunruhigend aussieht

Schon die Einleitung des Beitrags ist manipulativ: „Das ist die Geschichte eines Geheimdienstchefs von einem, der unsere Demokratie schützen sollte, aber die Seiten wechselte. Oder vielleicht nie auf der richtigen Seite stand. Das ist die Geschichte von Hans-Georg Maaßen. Sechs Jahre leitete er den Verfassungsschutz. Er sollte Deutschland vor Extremisten schützen.“

Hier wird Maaßen einfach unterstellt, er sei ein Feind der Demokratie. Ohne jeden Beleg. Und ohne eine Spur von Ausgewogenheit, zu der öffentlich-rechtliche Sender per Gesetz verpflichtet sind. Denn nur damit ist der Gebührenzwang zu rechtfertigen. Damit ist schon ganz zu Beginn des Beitrags – auch für den eiligen Zuschauer – die Diffamierung erledigt.

Dieses Stück ist kein Journalismus mehr. Es ist ein TV-Auftragsmord am Ruf eines Regierungskritikers.

Weiter heißt es in dem Machwerk der beiden ZDF-Journalisten Lucas Eiler und Sebastian Galle, die nicht einmal ansatzweise einen Versuch unternehmen, Ausgewogenheit auch nur vorzuschützen: „Wir fragen uns: Wurde der Deutsche Inlandsgeheimdienst jahrelang von einem verkappten Rechtsradikalen geleitet?“

Das sind die Methoden, die wir aus der DDR und auch aus noch finsteren Zeiten kennen.

Im gleichen Duktus geht es weiter: „Wie wurde aus dem obersten Verfassungsschützer ein Provokateur, der sich heute sogar mit internationalen Ultrarechten vernetzt, der eine neue rechte Kraft in Deutschland etablieren will?“

Journalist Eiler gibt sich sodann einen pseudowissenschaftlichen Anschein: „Um zu verstehen, wie Maaßen heute tickt, folge ich seinen digitalen Spuren. Auf Twitter hat der ehemalige Verfassungsschützer seine Bühne gefunden. Mit diesem Analyseprogramm kann ich sehen, mit welchen Accounts Maaßen besonders oft interagiert und welche Links er teilt.“ Und weiter: „Unter den am meisten retweeteten Usern ist auch Boris Reitschuster. Der Journalist ist bekannt für Desinformation zu Corona.“

Damit ist nach Ansicht von Eiler wohl belegt, Maaßen sei Extremist.

Weiter heißt es dann: „Maaßen selbst nimmt auf Twitter kein Blatt vor den Mund. Der Mann, der als Verfassungsschützer entschied, wer als Extremist eingestuft wird, schreibt heute: Die Grünen sind eine zum Teil extremistische Bestrebung.“

Eiler präsentiert das in einer Art und Weise, als habe er Maaßen bei einem Gewaltverbrechen ertappt und als sei so eine Aussage Ketzerei.

Krampfhaft wird sodann versucht, Maaßen als Antisemiten darzustellen.

Als Kronzeugin wird Hanna Poloschek präsentiert. Eine junge Sprachwissenschaftlerin, die so wirkt, als komme sie gerade von der Schulbank und/oder einem Grünen-Parteitag. „Sie hat sich auf verschwörungstheoretische Muster in Texten spezialisiert“, sagt der Sprecher: „Sie hat sämtliche Tweets von Maaßen daraufhin untersucht.“

Dass Maaßen von „eliminatorischem Rassismus gegen Weiße“ spricht, ist für Poloschek ein schlimmes Delikt: „Eliminatorisch. Dieses Wort wird in Deutschland sonst im Zusammenhang mit dem Holocaust verwendet.“

Ich habe es noch nie in diesem Zusammenhang gehört. Aber offenbar Frau Poloschek. Und sie schlägt sofort auf unglaubliche Weise die Brücke zum Antisemitismus: „Damit verbunden relativiert er oder setzt er die Singularität der Grausamkeiten des NS herab. Hier sehen wir mit liminatorischer Rassismus gegen Weiße einen antisemitischen Code, der da mit reinspielt, verbunden mit der Verschwörungstheorie, dass durch Migration die deutsche Bevölkerung ausgetauscht werden soll.“

Wie bitte? Und das alles wegen des Wortes „eliminatorisch“?

Der nächste logische Schritt wäre, auch noch aus Maaßens Brille oder seiner Frisur Antisemitismus zu konstruieren.

Es geht noch weiter, mit Methoden der Inquisition, also der Ketzerverfolgung. Da war es ja schon ein Beweis, wenn eine Angeschuldigte bestritt, eine Hexe zu sein.

„Maaßen bestreitet, dass er ein Verschwörungstheoretiker oder Rassist sei. Doch in mehreren Tweets schreibt er von Rasse, wettert gegen Globalisten. Ein weiterer antisemitischer Code“, empört sich der Sprecher.

Das Wort „Globalisten“ ein antisemitischer Code? Geht´s noch? Und das Wort Rasse ebenso? Dann wäre auch das Grundgesetz antisemitisch, denn da steht das Wort auch.

Nichts ist den Autoren absurd genug, um Maaßen anzuschwärzen.

„Doch wie ist Maaßen zu dem geworden, was er heute ist?“, fragt der Sprecher, als ginge es um die Lebensgeschichte eines Schwerkriminellen: „Tickte Maaßen schon früher so wie heute?“

Billige Tricks:

Sogar die Doktorarbeit Maaßens nahmen die beiden Journalisten unter die Lupe – Zeit haben sie ja, denn sie werden durch Zwangsgebühren finanziert. Ein Plagiat fanden sie nicht. Die Größe der Enttäuschung darüber kann man sich ausmalen. Dafür versuchen sie ihm, politisch einen Strick aus der Doktorarbeit zu drehen, weil er darin für eine Begrenzung von Zuwanderung war. Was für ein Verbrechen! Der Sprecher: „Das ist ein Plädoyer für ein ganz anderes Verständnis von Recht!“

Sein ehemaliger Chef, Innenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) erblödet sich nicht, das Propaganda-Spiel als Statist mitzuspielen. Allein die Frage von an ihn von ZDF-Mann Sebastian Galle ist an Hinterfotzigkeit schwer zu überbieten: „Wenn Sie heute da drauf blicken, haben Sie sich auch persönlich manchmal die Frage gestellt, hätte ich da was sehen müssen?“

Darauf Friedrich, ohne sich gegen die Hinterhältigkeit der Frage zu erwehren: „Zu keinem Zeitpunkt, als ich Minister war, war in irgendeiner Weise erkennbar, dass er eine eigene politische Agenda hat. Also von Politik war nie die Rede.“

Friedrich sagt zwar nicht Schlechtes über Maaßen, aber durch das Mitwirken in dem Propaganda-Streifen wertet er diesen auf. Der Sprecher sagt: „Hans-Peter Friedrich redet nur über die Zeit bis zu seinem Ausscheiden als Innenminister Ende 2013. Wie Maaßen sich später positionierte, habe er nicht zu bewerten. Viele wollen sich nicht zu Maaßen äußern, auch nicht der CDU Parteichef Friedrich Merz.“

Na, also wenn das kein Beweis für seine Schlechtigkeit ist!

Als Kronzeuge muss dann ausgerechnet der Verfassungsschutzpräsident von Thüringen herhalten, wo die SED-Erben von der „Linken“ den Ministerpräsidenten stellen: Stefan Kramer aus dem Umfeld der Amadeu Antonio Stiftung von Ex-Stasi-IM Anetta Kahane. Der Mann, der jeden Fünften in Deutschland für „braunen Bodensatz“ hält.

Die Journalisten fragen Kramer suggestiv: „Ist Herr Dr. Maaßen als Geheimnisträger heute ein Sicherheitsrisiko?“ Der stramm rot-grüne Verfassungsschutzchef aus Erfurt antwortet nicht weniger suggestiv: „Ich gebe durchaus zu, dass es Momente gibt, wo ich mir durchaus Fragen stelle, insbesondere wenn ich mir anschaue, wie jemand auch dann jetzt möglicherweise in bestimmten Bereichen unterwegs ist, die ja zu den Beobachtungsobjekten des Verfassungsschutzes gehören.“

Was Kramer nur andeutet, machen die ZDF-Journalisten dann in ihrem Satz zur Gewissheit: „Ein ehemaliger Chef des Verfassungsschutzes als mögliches Sicherheitsrisiko!“ Was für ein Hütchenspiel!

ZDF-Mann Lucas Eiler lässt gar keinen Zweifel aufkommen, dass er seit Jahren Maaßen in Abneigung gegenüber steht. Im Film wird an das erinnert, was 2018 in den großen Medien als „Hetzjagd“ auf Ausländer in Chemnitz dargestellt wurde. Eiler: „Doch Maaßen widerspricht in der Bildzeitung. Es liegen keine Belege dafür vor, dass das im Internet kursierende Video zu diesem angeblichen Vorfall authentisch ist.“ Dazu Eiler weiter: „Als ich diese Schlagzeile gelesen habe, da habe ich echt einen Schrecken bekommen.“

Den spürt man in seinem Film in jeder Einstellung. Und leider kann ich hier in dem Text nur die Manipulationen durch den Text wiedergeben – aber nicht die durch Stimme, Bild und Musik.

Der Schluss-Satz des Machwerks: „Heute nutzt er die Reputation seines damaligen Amtes, Verschwörungserzählungen zu verbreiten und sich international zu vernetzen. Er bewegt sich damit längst im Umfeld von Verfassungsfeinden, die er einst beobachten sollte.“

Künftigen Journalismus-Studenten sollte man den Film vorlegen, als abschreckendes Beispiel für Hetze statt Journalismus. Und damit sie anhand seiner Analyse die Mechanismen der Manipulation durchschauen. Und künftig meiden.

PS: Gerne würde ich zu diesem Propaganda-Machwerk ein Dechiffriert-Video machen. Auf Youtube wäre dieses aber erneut gefährdet, da das ZDF versucht über das Urheberrecht eine kritische Auseinandersetzung mit seiner Arbeit zu verhindern. Dreimal habe ich mein Dechiffriert-Video darüber, wie Hubert Aiwanger ZDF-Mann Markus Lanz zerlegte, hochgeladen. Jedes Mal wurde es sofort gelöscht auf Antrag des ZDF. Doch der Schuss ging nach hinten los – auf Rumble, im zensurfreien Internet, erreichte das Video innerhalb von nur gut einem Tag mehr als 650.000 Aufrufe. Sie finden es hier

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