Steuerbords taumelt die Besatzung von Halterung zu Halterung. Ein Teil der Mannschaft unterläuft die Kommandos der Kapitänin hinterhältig und geschickt, so geschickt, sie kann sich den Anschein geben, es sei alles halb so schlimm. Sie will es nicht wahrhaben: Das Schiff namens Europäische Union hat ein großes Leck.
Die Kapitänin sagt stur: Wir bleiben auf Kurs. Wir haben die Unwetter bisher alle überstanden, also bestehen wir auch die zukünftigen. In der Mannschaft macht sich Argwohn breit, diese Kommandos des Durchhaltens seien ein Zeichen von Realitätsverlust. Einige haben den Mumm, das offen auszusprechen. Sobald sich die Gelegenheit gibt, wollen sie in die Beiboote steigen und sich retten.
Zeichnung: Rolf Hannes
Noch redet sich die Führungsmannschaft ein, sie könnten alle Stürme überstehn. Meutern? Dazu braucht es Mut und Entschlossenheit und eine klare Vorstellung, wohin die Fahrt gehen soll. Darin haben sie sich nicht geübt. Geübt haben sie sich in Verstellung und Liebedienerei. Jahrelanges Gehorchen hat sie zu Duckmäusern gemacht.
Sie warten auf eine günstige Gelegenheit, sich von Bord zu stehlen, denn sie sehn das Versagen ihrer Kapitänin beim nächsten großen Sturm, aber sie sind zu feige, das laut zu sagen.