Das große Flattern

Meistens wurschtelt sich die Europäische Union auf dem kleinsten Nenner durch das Dickicht der Politik, und nach den Einflüsterungen der 10 000 Lobbyisten ist das der Status Quo des Kapitalismus.

Nachdem nun die Hälfte der Briten die Schnauze voll hat von der Gängelei Brüssels und dem Gesäusele von Freiheit und Frieden für die Länder Europas, ergreift die brüsseler Bürokratie das große Zittern.

Wie sehen sie aus, die beiden Hälften in Großbritannien, die Hälfte, die sich für den Austritt, die andere, die für den Verbleib gestimmt hat? Ich hab mir 2 Gespräche angehört. Eins, geführt unter einigen Fischern in Cornwall. Ihre Meinung: Sie verarmen unter der behördlichen Gleichgültigkeit ihrer Regierung. Wie ich sie verstand, meinten sie weniger die behördliche Willkür Brüssels, als den Umstand, daß Brüssel sich nicht um ihre soziale Not kümmert oder sie zuläßt. Und wenn es so ist, brauchen sie dieses Brüssel nicht, diese herbeigewünschte und herbeigefaselte Europäische Union, die ewig das Lied der Freiheit singt, das nur die Freiheit des Kapitals meint. Vielmehr brauche Brüssel einen Tritt vors Schienbein, damit sich dort einiges verändert.

Das große Flattern

Holzschnitt von Isaac Robert Cruikshank, 1873: Die Esel im Parlament (gleichen den heutigen auf den Regierungsbänken auffallend) © Britisches Museum

Und wie sah das andre Gespräch aus? Es war ein Interview mit einem Bänker aus der City of London. Einem dieser gegeelten Fatzken im Maßanzug, der täglich mit einer Meute seinesgleichen Milliarden um den Globus jagt, um aus Geld Geld zu hecken. Er sagte: Es wäre eine Katastrophe für die Wirtschaft Englands, würde die Wahl für den Brexit ausfallen. London könnte den ersten Rang unter den Finanzplätzen verlieren. Und als sein Gesprächspartner durchblicken ließ, Frankfurt könne dann möglicherweise die Rolle Londons übernehmen, sagte er unumwunden, dann müsse er wohl nach Frankfurt ziehen.

Was zeigen uns diese beiden Standpunkte? Sie zeigen eindeutig: Die kleinen Leute, die, die sich durchschlagen müssen mit kleinem Lohn und kleiner Rente, die zeigen Brüssel den blanken Arsch. Die anderen, die Profiteure beim Maggeln und Schachern, sie möchten den Brüsselern den Po schlecken.*

Auf beiden Seiten gibt’s eine Menge Wankelmütiger. Gehören sie zu denen, die sich fürs Bleiben hätten entscheiden sollen, obwohl sie für Nein stimmten, oder hätten sie fürs Aussteigen stimmen sollen, obwohl sie sich fürs Drinbleiben entschieden haben? Fragen sie sich. Das sind die Leutchen der Mittelschicht, die nicht recht wissen, wo sie am besten fahren. Sie hängen ihr Fähnchen am liebsten in den Wind, der ihnen die meisten Vorteile verspricht.

Nun, wie auch immer, wenn sich die Apparatschiks in Brüssel und sonstwo, etwa der Nobel-Mafioso Jean-Claude Juncker, oder der Süßholzraspler Martin Schulz, oder unsre Mutti Merkel sich nicht bald etwas einfallen lassen, wird es zuende gehn mit der bürokratisch unzulänglichen EU.

*Anders die Situation in Schottland. Die Schotten waren mehrheitlich für den Verbleib in der EU. Schon um den Engländern, die sie hassen, eins auszuwischen. Und was hört man aus Nordirland grummeln? Dort möchte die Elite, diejenigen, die fürchten, es könnten ihnen außerhalb der EU die Felle davonschwimmen, sie möchten sich am liebsten mit Irland wiedervereinigen. Ohoh, Old Albion, es steht schlecht um deine Zukunft.

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Eine Antwort zu Das große Flattern

  1. Das vereinigte Königreich hat sich mit ihrem EU-Austritt einige Schwierigkeiten aufgehalst. Irland zum Beispiel zahlt ja schon länger mit dem Euro und ist seit 1921 unabhängig. Die Schotten überlegen ein zweites Referendum, um unabhängig zu werden und weiter in der EU bleiben zu können. Denn diese EU ist ein ökonomischer Gigant. Das vereinigte Königreich wird filetiert. Farange aber säuft sich jetzt zu Tode und Johnson (der Brexit-Don) fönt weiter vergeblich seine Haare. Bravo Europa! Portugal und Spanien werden bestraft, weil sie die Defizitregeln gebrochen haben. Bravo Europa. Griechenland ist weiter ein Armenhaus. Bravo Europa. Die Türkei ist beleidigt und führt sich auf wie zu den Zeiten der Ittihat. Bravo Europa. Gegen die Russen läuft ein Embargo und die Ukraine wird von Faschisten regiert. Bravo Europa. Ungarn hat mit Orbán seinen neuen Kádár. In Polen regiert die PiS, eine Europa skeptische Partei. Österreich hat die FPÖ, … und in Brüssel schlafen sie weiter den Schlaf der Gerechten. Schengen ist nur noch eine kleine Gemeinde im Großherzogtum Luxemburg… und so weiter. Bravo, Bravo Europa.

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