Das Abenteuer einer Maschine Teil 1

Nicht nur Menschen eignet das Besondere eines bewegenden Schicksals. Auch unbelebte Gegenstände, scheinbar seelenlose Dinge wie Maschinen, können eine Geschichte haben, die uns berührt, eine Lebensgeschichte. Eine solche Geschichte möchte ich hier erzählen.

Seit Jahren bin ich Teil einer Gruppe von Künstlern, die eine Werkstatt betreibt, worin sie ihre Grafiken druckt, Radierungen, Holzschnitte, Lithografien. Dieser Werkstatt angeschlossen ist ein Galerieraum, worin Ausstellungen stattfinden, nicht nur für Druckgrafiken, vielmehr für alle Kunstsparten: Malerei, Zeichnung, Fotografie, Bildhauerei.

Für diese Ausstellungen druckte die Druckerei Meister in Reute, einem Ort in der Nähe Freiburgs, die Einladungen, zu einer Zeit, wo das Drucken noch nicht digital geschah. Diese Druckerei ist inzwischen eingegangen wie so viele. Bevor sie aufgab, übernahm unsre Werkstatt eine Maschine, eine Litho-Schnellpresse, die, hätten wir sie nicht genommen, verschrottet worden wäre.

Das Abenteuer einer Maschine 1

Gebaut wurde sie etwa 1895 in Würzburg. Und nach dem Krieg, bis in die 60er Jahre wurden bei Meister auf ihr noch Etiketten gedruckt, für Apotheken, Brauereien, Weingüter, für alles Mögliche, originallithografierte kleine Kunstwerke. Wir wollten uns auf ihr versuchen, bei größeren Auflagen lohnte es sich, und so half uns beim Drucken der Mann, der sich mit der Maschine bestens auskannte, Herr Götz, inzwischen in Rente und in Freiburg lebend. Er hatte an dieser Schnellpresse 14jährig seine Lehre begonnen. Und so stand er, wenn wir druckten, wie ein Käpten auf der Kommandobrücke und legte die Blätter ein, immer in gleichbleibender Ruhe und Könnerschaft. Einige von uns flitzen um die Maschine herum und erwarteten seine Anweisungen. Der zu druckende Stein (eine erdgeschichtliche Einmaligkeit, die Steine dieser reinen Qualität werden nur im bayrischen Solnhofen gebrochen) mußte immer gleichbleibend feuchtgehalten, die Farbregler genau eingestellt werden.

Fortsetzung folgt.

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