Von Boris Reitschuster
Die Angst des Friedrich Merz vor dem Elfmeter. Pechstein legt vor – der CDU-Chef traut sich nicht mal zu schießen.
Im politischen Leben ist es wie im Fußball: Es kommt schon mal vor, dass man einen Elfmeter verschießt. Aber den Ball gar nicht erst aufs Tor zu schießen, sondern ihn wegzutreten, wenn er auf dem Elfmeterpunkt liegt – das ist undenkbar. Und wer sich dennoch weigern würde anzutreten, hätte es verspielt. Vor allem bei den Fans
Genau das hat Friedrich Merz am Wochenende geschafft auf dem Kleinen Parteitag der CDU. Die Christdemokraten lamentieren und klagen über den Aufstieg der AfD wie ein Taxifahrer über die digitale Konkurrenz durch Uber.
Dann tritt die fünffache Olympiasiegerin im Eisschnellauf, Claudia Pechstein aus Ost-Berlin, vor die Delegierten und hält eine Rede, die es in sich hat. Sie spricht genau die Themen an, bei denen die Bürger der Schuh drückt.
Die Sportlerin, die bei der Bundespolizei arbeitet, fordert, abgelehnte Asylbewerber konsequent abzuschieben. Das sorge für mehr Sicherheit im Alltag. Die Sorge darum, öffentliche Verkehrsmittel „ohne ängstliche Blicke“ nutzen zu können, sei eines der Probleme, die insbesondere Ältere und Frauen belasteten. Verbesserungen in diesem Bereich sollten wichtiger sein, „als darüber nachzudenken, ob wir ein Gendersternchen setzen oder ob ein Konzert noch deutscher Liederabend heißen darf oder ob es noch erlaubt ist, ein Zigeunerschnitzel zu bestellen“.
Die Sportlerin sprach sich auch für ein traditionelles Familienbild aus, Kinder wollten „Mama und Papa“, und keinen Genderquatsch. Und sie warnt ganz offen: „Wenn die CDU nicht die Familienpartei bleibt, dann wird sie nicht mehr Volkspartei sein!“
Und was passiert? Der rot-grüne polit-mediale Komplex reagiert wie immer: mit Skandalisierung. Vor allem wird aufgebläht, dass Pechstein in Uniform vor die Delegierten trat. Tagesschau.de widmet diesem Thema einen ganzen, langen Artikel. Dabei hat die parteilose Ex-Sportlerin sich, wie sie betont, vorab mit einem Gewerkschaftsvertreter und einem Vorgesetzten abgesprochen. Der Auftritt in Uniform sei ihr freigestellt worden, so Pechstein.
Die Inhalte ihrer Rede treten in den rot-grünen Medien hinter die Skandalisierung der Uniform zurück und werden bei den meisten zum Nebenaspekt. Gibt man bei Google „Pechstein“ und „CDU“ als Suchworte ein, beziehen sich die Überschriften der ersten Suchtreffer allesamt auf die Uniform-Frage.
Dabei wird immer wieder auf die angebliche „weltanschauliche Neutralität“ der Polizei verwiesen. Für unzählige Solidaritätsbekundungen der Ordnungshüter mit der LGTB-Lobby durch Zeigen von Regenbogenfarben oder Niederknien vor Anti-Rassismus-Demonstranten gilt dies aber offenbar nicht.