Wenn es Ärger gibt, spielt Coco einfach Luftanhalten. Wer am längsten die Luft anhalten kann, hat recht. Und das ist jedes Mal sie. Weil sie fast unmerklich ins Zwerchfell atmet. Er spürt es, als sein Kopf dabei in ihrem Schoß liegt. Doch er verrät sich nicht. Er rät Gesichter aus dem Zigarettenqualm, den sie über ihm in die Luft bläst. Und immer sind es Cocos Gesichter. Sie kratzt an ihren Augenbrauen. Ein Härchen fällt herab. Er streckt die Zunge heraus, um nach ihm zu angeln.
Calvin springt auf, strampelt die Plastiktüten von den Füßen, möchte ein Smartphone, läuft los. Die andern werden mitgerissen. Grölend brechen sie durch die Tür des Handy-Shops. Calvin stiehlt ein Smartphone, er will Cocos Hände, Cocos Füße, Cocos Nase fotografieren. Einer schlägt vor, auch ihre Muschi zu fotografieren, aber da ist in der Ferne auch schon die Sirene zu hören. Lachend stolpern sie durch Blumenbeete, lachend setzen sie über Mauern. Calvin hat das Smartphone mit den fragmentarischen Fotos von Coco in einem Mülleimer zurückgelassen.
Zeichnung: Rolf Hannes
Der Geruch von Müll, macht er sie alle unsichtbar? Vor allem Coco. Unsichtbar ihren Bauch, unsichtbar ihre Schenkel? Jemand presst Calvins Schläfen an ein Mauerstück.
Calvin braucht einen Schluck, damit die Stadt wieder ins Lot kommt. Doch die Flasche ist leer. Coco gibt ihm einen Kieselstein zu lutschen. Er staunt. Da er von Coco kommt, wird er ruhiger und seine Schrammen tun nicht mehr weh.
Calvin gibt sein letztes Papiergeld aus für eine bunte Flasche Kleiner Feigling. Cocos Hals, als sie daraus trinkt. In der Ferne hören sie eine Sirene.
Ende