Abgesehn von einigen Jahren während meiner Schulzeit, wo ich mit Begeisterung Pfadfinder war, hab ich mich von Jugendbünden ferngehalten, wie überhaupt von jeglichen Organisationen. Nicht fernhalten aber konnte ich mich von dem Aufbruch der Liedermacher, deren erstes Festival 1964 auf der Waldeck stattfand.
Man mußte nirgendwo dabeisein, um sich von den Liedern eines Dieter Süverkrüp, Josef Degenhardt, Walter Moßmann, Reinhard Mey, Hannes Wader mitreißen zu lassen, zu einem neuen Lebensgefühl, das die vorausgegangene miefige Adenauer-Zeit hinter sich ließ. Wolf Biermann, dem die DDR den Auftritt auf der Waldeck versagte, spielte Hannes Wader am Telefon einen Protestsong vor, den Wader auf seine Weise stellvertretend für Biermann beim Festival zum besten gab. Aus Irland, Skandinavien, Italien, aus den USA kamen Sänger und Songs dazu. Wie großartig hätte dieser Aufbruch in eine neue Zeit gelingen können.
Doch 1969, beim 6. und vorerst letzten Festival stürmten linke Politchaoten die Bühne. Werft eure Gitarren weg und bekommt ein politisches Gewissen, forderten sie. Ihnen waren die Lieder und Texte nicht umstürzlerisch genug. Hans-Dieter Hüsch schrien sie nieder, sie hielten Gericht über ihn.
Was mich anging, so ging ich für die nächsten Jahre nach Basel, wo es noch möglich war, Kunst zu studieren, ohne von durchgedrehten Studenten aufgefordert zu werden, Molotowkocktails zu bauen, statt mit einem Pinsel Farben auf einer Leinwand zu verteilen. In der münchner Akademie hatten sie den Direktor verjagt und druckten Manifeste gegen die bürgerliche (Un)Kultur. Zu vielem, was damals linke Studenten sagten und anstellten, konnte ich mich bekennen, ihre Kunstfeindlichkeit aber war mir zuwider.
In der Folge hat sich die Burg Waldeck wieder derappelt. Einiges aus ihrer stürmischen Zeit bleibt unvergessen, einiges kam dazu. So begrüße ich den Geburtstag und wünsche Glück für die nächsten 50 Jahre.