Von Boris Reitschuster
Deutsche Behörden treffen Vorbereitungen für eine Notgeldversorgung im Fall eines Stromausfalls, um die Wirtschaft am Laufen zu halten, laut einem Bericht von Reuters, der auf Insiderquellen in der Bundesregierung beruht.
Die Pläne sehen vor, dass die Bundesbank Milliarden in bar hortet, um mit einer möglichen Bargeldknappheit im Falle eines Blackouts fertig zu werden, so Reuters am 15.11. Der explosive Bericht ist von deutschen Medien bisher völlig ignoriert worden. Reitschuster.de berichtet als Erster in Deutschland darüber.
An den Planungen seien die Bundesbank, die Finanzmarktaufsichtsbehörde BaFin und mehrere Verbände der Finanzindustrie beteiligt, so Insider, die teils anonym mit Reuters sprachen.
Diskutiert werde unter anderem der vorrangige Zugang zu Treibstoff für Geldtransporter. Obwohl in der Öffentlichkeit aktuell die Gefahr eines großen Blackouts heruntergespielt werde, zeigten die geheimen Vorbereitungen, wie ernst die Lage sei, so Tom Sims, Marta Orosz und John O’Donnell von Reuters.
„Wenn es zu einem Stromausfall kommt, könnte eine Option für die politischen Entscheidungsträger darin bestehen, die Menge an Bargeld zu begrenzen, die Einzelpersonen abheben können“, sagte einer der Beteiligten.
Große Sorgen der Menschen
Mehr als 40 Prozent der Deutschen befürchten einen Stromausfall in den nächsten sechs Monaten, so eine letzte Woche veröffentlichte Umfrage der Funke Mediengruppe.
Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe empfiehlt, für Notfälle Bargeld zuhause aufzubewahren.
Die deutschen Finanzaufsichtsbehörden befürchten, dass Banken nicht ausreichend auf größere Stromausfälle vorbereitet seien, und betrachten dies als ein neues, unvorhergesehenes Risiko, so ein Beamter laut Reuters.
Die Banken halten einen flächendeckenden Blackout für „unwahrscheinlich“, so der Dachverband Deutsche Kreditwirtschaft. Dennoch seien die Banken „in Kontakt mit den zuständigen Ministerien und Behörden“, um für einen Blackout zu planen. Finanzen sollten als kritische Infrastruktur betrachtet werden, wenn Energie knapp wird.
Manchmal kann die Politik der Blackout-Planung im Wege stehen. In Deutschlands Finanzhauptstadt Frankfurt schlug AfD-Stadtrat Markus Fuchs vor, bis zum 17. November einen Blackout-Plan vorzulegen. Laut Fuchs sei es unverantwortlich, dies nicht zu tun. Doch die anderen Parteien lehnten den Vorschlag ab und warfen Fuchs und der AfD vor, Panik zu schüren.
Fuchs sagte Reuters: Wenn wir eine Lösung für den Weltfrieden fänden, würde sie abgelehnt werden.
Unzureichende Planung
Bargeld wäre im Falle eines Blackouts die einzige offizielle Zahlungsmethode, die noch funktionieren würde, sagte Thomas Leitert, Chef von KomRe, laut Webseite Deutschlands führender Anbieter im Bereich der mobilen Kraftstofflogistik für Notstrom und ausfallgeschützter Kommunikation bei Blackout.
„Wie sonst sollen die Raviolidosen und Kerzen bezahlt werden?“ sagte Leitert. Er habe die Behörden schon lange vor Blackout-Risiken gewarnt, so Leitert, aber die Planung sei unzureichend.
PS: „Wir müssen davon ausgehen, dass es im Winter Blackouts geben wird“, sagte der Chef des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) Ralph Tiesler, der „Welt am Sonntag“. „Damit meine ich eine regional und zeitlich begrenzte Unterbrechung der Stromversorgung.“ Diese würden über das bisher bekannte Maß hinausgehen