Vielleicht wuchert das Phänomen der Verslammung schon in allen deutschen Städten, möglich, aber in Freiburg, wo ich seit über 30 Jahren wohne, stell ich mit Verdruß fest: Diese Stadt, die sich damit brüstet, alles zu haben, was der Mensch sucht, gemütliches Flair, Schwarzwaldnähe usw., kommt von Jahr zu Jahr mehr auf den Hund. Laue Abende und Nächte in vielen Bezirken der Stadt sind voller Geschrei und wüster Umtriebe. Eine gewisse Szene in Freiburg bewegt sich auf Ballermann-Niveau.
Allein die vielen Graffiti auf den Fassaden und Mauern genügen, um zu erfahren, wie wenig Witz, wie wenig Anstand, wie wenig künstlerisches Empfinden die Stadt durchweht: es sind durchwegs Protzereien, Sauereien, Pöbeleien, letztlich: Schmutzfinkereien. Und nicht anders ist der Umgang mit Gehsteigen, mit Mülltonnen, mit Parks, mit öffentlichen Plätzen.
Foto: Rolf Hannes
Die meiste Werbung heutigentags ist verlogen, verlogen, verlogen. Und so steckt sich auch Freiburg ein Fähnchen auf, das verlogen ist. Niemand darf verschreckt werden, niemand sollte erfahren wie kriminell die Tage und Nächte sind, wie geklaut, wie eingebrochen wird, wie ganze Ecken in der Stadt verkommen. Täglich werden in Freiburgs Straßen Leute belästigt, angefallen, beraubt, oft am hellichten Tag.
Nehmen wir einmal an, der Werbung Freiburgs, um Touristen anzulocken und um den Ruf der Stadt allgemein aufzupolieren, eignete etwas, das sich mit Verkitschung beschreiben ließe. Und die ist rundherum überall am Werk, und also lautet die freiburgische Verkitschung so: Oh die schwarzwaldtannengeschwängerte gute Luft, oh die liebliche Nähe zu Frankreich, oh die günstige Lage zur Schweiz, oh der großartige Süden überhaupt! Erkundigt euch. Dieses liebliche Dreiländereck ist zunehmend ein Nest der Kriminalität.
Foto: Rolf Hannes
Was ich noch sagen wollte. Wenn es in Freiburg nicht zum schlimmsten stehen sollte, wenn es noch schlimmere Landstriche und Städte in Deutschland gibt, was ich sehr annehme, dann sollten wir’s erstmal zufrieden sein, mit diesem Schlamassel fertigwerden zu wollen, ohne uns noch Millionen dazu einzuladen mit dem geschwätzigen Motto: Oh, wie geht es uns so gut. Oh, wie sind wir so reich. Oh, wir werden das schon schaffen. Pustekuchen.