Der Negerkuss, der aus Gründen politischer Korrektheit nicht mehr so heißen darf wie in meiner Kindheit, der aus eben diesen Gründen auch Mohrenkopf nicht genannt werden darf, statt dessen nun Schaumkuss heißt, dieser Schaumkuss also, der heute genauso schmeckt wie er völlig korrekt heißt, nämlich nach irgendetwas Aufgeschäumtem, das an eine versüßte Masse zum Befüllen von Ritzen im Mauerwerk oder Dachstuhl erinnert, so ein Schaumkuss eben, innen klebrig süß und weißlich, außen von einer dunklen leicht splitternden Schicht überzogen, die mit guter Schokolade so viel zu tun hat wie schwarze Schuhcreme, das alles auf einem blassen dünnen Wäffelchen errichtet, so ein Schaumkuss also, oder vielleicht ist es auch nicht dieser sondern ein anderer, die sehen ja alle gleich aus und ähneln sich wie ein Ei dem anderen, was genau genommen auch nicht stimmt, wenn Sie mal das Innenleben eines Eierkartons betrachten und feststellen, dass eben kaum ein Ei dem anderen gleicht, aber auf Schaumküsse trifft es schon zu, die ähneln sich – ganz anders übrigens als wirkliche Küsse von Mund zu Mund, über die man ja viel mehr philosophieren könnte als über schaumige, aber das vielleicht mal bei anderer Gelegenheit -, Schaumküsse also ähneln sich schon, unvergleichbar, eine Spezies Süßes für sich, in Reih und Glied im Pappkarton… – um es nun endlich zu sagen, genauso ein Schaumkuss oder ein anderer, jedenfalls einer von denen, ist ja ganz egal, so ein Schaumkuss ist doch ganz schön aufgeblasen, vielmehr aufgeschäumt, ein aufgeschäumtes Nichts. Oder wollen Sie das etwa gar nicht wissen?
Bild: Marianne Mairhofer-Dornauer