Armengesetze

Zeichnung. Rolf Hannes

Die Geschichte des englischen Armengesetzes spiegelt – finde ich – sehr gut die Entwicklung hin zur Moderne. Die Wohlfahrt hat sich aus dem christlichen Gedanken, den Armen zu geben zunächst in den Klöstern gebildet. Almosen durch Reiche waren freiwillig. Der soziale Druck bestand darin, dass man als Reicher schwieriger in den Himmel kommt, denn als Armer. Almosen waren ein Weg in den Himmel.

Als in der Neuzeit das Armutsproblem größer wurde und die Armen in großen Gruppen in die Städte kamen, verschärfte sich der Widerstand der Reichen. In England schaffte Heinrich VIII die Klöster ab und trug zusätzlich zu einer Verschärfung bei. Seine Nachfolgerin Elisabeth I. schuf dann Anfang des 17. Jahrhunderts die Armutsgesetze, die old poor laws, in dem der Staat die Versorgung übernahm. Die Frage, wie viel Brot benötigt eine Familie mit so und so viel Kindern wurde berechnet und so bekamen die Armen dies exakt ausgehändigt. Finanziert wurde dies durch eine Armensteuer. Dagegen regte sich zunehmend Widerstand bei den Reichen, denn diese hatten sich ihren Reichtum ja redlich verdient. Es war dann der britische Methodist und Alleskönner Joseph Townsend, der in seiner Schrift A Dissertation on the Poor laws. By a well-wisher to mankind (1786) kritisierte, dass das Recht der Armen auf Unterstützung die Entfaltung der Märkte behindere und infolgedessen Armut und Verelendung immer weiter zunehmen würden und daraufhin darlegte, dass das mit den Armen ein Naturgesetz sei. Mit einer Geschichte von den Juan-Fernandez-Inseln sah er seine These als belegt an. Dort hatte der Entdecker Fernandez Schafe ausgesetzt. Diese vermehrten sich, da sie genug zu essen vorfanden. Aber es wurden immer mehr Schafe, die alles kahlzufressen drohten. Daher setzte (angeblich) Fernandez Hunde aus, die jene Schafe jagten. Die Schafe zogen sich bedroht von den Hunden zurück in die Berge und es kam zu einem neuen Gleichgewicht, weil die Hunde ihnen nicht folgen konnten. Nur die geschicktesten Hunde und die vorsichtigsten Schafe überlebten. So sei es eben auch mit den Armen. Es gibt sie immer und wenn man ihnen einfach Geld gibt, dann vermehrten sich diese ungebührlich.

Fortsetzung folgt.

Dieser Beitrag wurde unter Allgemein abgelegt und mit , , , , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert