Armengesetze Folge 2

Zeichnung: Rolf Hannes

Wenige Jahrzehnte später nahm Robert Malthus genau diese Geschichte in seinen Principle of Population wieder auf. Für Karl Marx (Das Kapital I S 597) war Malthus’ Principle of Population nichts als ein schülerhaft oberflächliches und pfäffisch verdeklamiertes Plagiat. Malthus hatte es von Townsend unverändert abgeschrieben. Später gab er es sogar nonchalant zu. Und dazu kommt, dass die Hunde in der Geschichte frei erfunden sind. Es gab dort diese Hunde nie. Ein angeblich wissenschaftlich bewiesenes Naturgesetz der klassischen Nationalökonomie beruht auf einer frei erfundenen Geschichte. Einer Fiktion, der später sogar der berühmte Charles Darwin aufsaß. Darwin schrieb in seiner Autobiografie, dass er nur zum Spaß das Buch von Malthus gelesen habe und durch die Schafs-Geschichte fand er die Bestätigung seiner Idee, und so hätte er dadurch endlich eine Arbeitsthese bekommen. Die Evolutionstheorie – die Anpassung der Arten – ruht auf einer erfundenen Schafsgeschichte.

Später kritisierte auch der berühmte Philosoph und Reformer Jeremy Bentham die old poor laws und forderte die Workhouses in ganz England. Er selbst entwarf dazu das Panoptikum. Ab da wurden die Armen in Arbeitshäusern eingesperrt. Und die Fixierung Geld nur bei Arbeit war in der Welt. Sie wurde dann so auch im wilhelminischen Reich in Deutschland übernommen.

Nun – warum erzähle ich das? Alle Utopien von Thomas Morus bis Aldous Huxley fußen auf einem Modell des Gemeinbesitzes. Deutlich reduzierte Arbeitszeiten einerseits, aber im Wesentlichen gleichen sich nahezu alle Sozial-Utopien darin, dass Arbeit nicht dazu dient, das Individuum zu erhalten, sondern die Gemeinschaft. Arbeit ist gemeinschaftsstiftend. Und das ist in der Tat eine gemeinsame Klammer nahezu aller Sozialutopien.

In einem jüngeren Experiment hat eine Kindergärtnerin scheinbar unabsichtlich Sachen fallen lassen und die Kinder reagierten spontan, hoben sie auf und gaben es der Kindergärtnerin, ganz ohne Aussicht auf Gratifikation. Dann versprach man den Kindern eine Belohnung, Gummibärchen, wenn sie die Sachen für die Kindergärtnerin aufhöben. Und was geschah? Die Bereitschaft der Kinder, die Sachen aufzuheben sank um die Hälfte ab. Für ein Gummibärchen? Sicher nicht, zwei, drei, vier, eine ganze Tüte? So hat uns das Belohnungssystem, eine besonders hinterlistige Form der Konditionierung, das Arbeiten versaut. Auch die Basis der Hartz-IV-Gesetze ruht auf dieser frei erfundenen Geschichte von Joseph Townsend.

Ende

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