Collage: Marianne Mairhofer
Ich beobachte derzeit gespannt, wie sich die allgemeine Stimmung entwickelt. Bislang habe ich den Eindruck, daß – über den Damen gepeilt – eine übermächtige Vielzahl der Bürger zwar einerseits bisweilen auch echte gesundheitliche Befürchtungen hegt oder mindestens gehegt hat. Andererseits gab es aber dem frühlingshaften Lockdown gegenüber auch positive Gefühle. Denn alle, die gerade nicht in den finanziellen Abgrund fallen (d. h. zumindest die weiterbezahlten Arbeitnehmer), betrachten die Szene mit einer eher noch entspannten Gelassenheit. Man soll nicht arbeiten – es scheint Schlimmeres zu geben.
Kommt aber der Punkt, an dem für die große Masse der Bevölkerung nicht mehr der sekundäre Krisengewinn „Zusatzfreiheit“ entsteht, sondern zeigen sich meßbare Wohlstandsverluste, relevante Versorgungsprobleme und – ganz greifbar Urlaubsausfall (!), dann wird sich dieses Blatt rasch wenden.
Die nächste Krisenphase dürfte daher von dem durchaus nicht mehr so überwiegend einhelligen Bestreben der handelnden Politiker geprägt sein, die eigene Image-Haut zu retten.
Kurz: Wer dem freizeitaffinen Volk den Urlaub verbietet, dessen Politikerkarriere ist beendet. Irgendwann stoßen nämlich auch die Möglichkeiten, Angstmanagement mit Schreckensbildern aus der Ferne zu betreiben, an ihre Grenzen.