Morgenlandreise 42

Kerman


Mit meinem Wirt in Kerman, ich trage sein Geschenk, das Festtagskäppi, die kola.

Einige Tausend der Bevölkerung in Keman sind Anhänger der zoroastrischen Religion. Noch heute legen sie ihre Toten auf Roste. Aasgeier fressen die Leichen, die Knochen verdorren in der Sonne.

Rudolf Steiner hat sich einiges für seine Anthroposophie hier ausgeguckt. Zwei Kräfte sind wirksam in der Welt: Ormuzd, das Gute, Ahriman, das Böse. Beide kämpfen um die menschliche Seele. Die Zoroaster-Jünger sagen, der Lebensinhalt der Menschen müsse aus gutem Denken, gutem Sprechen und gutem Handeln bestehn.

Ob Nietzsche hier gelesen wird? Ormuzd und Ahriman kämpfen zurzeit in meiner Nase, meinem Hals. Die Nächte in Schiras haben mich unterkühlt. Schiras liegt 1600 m hoch, Kerman 1900 m, am Rand der Großen Salzwüste (Dasht-e-Lut).


Eine Architektur wie aus Tausend und einer Nacht, wie aus Tausend und einem Traum

Von dem vergangenen Erdbeben spricht niemand mehr. Die Leute machen sich nichts draus, wenn die Erde wackelt. Wenn das Beben lange ausbleibt, werden sie unruhig. Sie erwarten dann ein viel größeres, verheerenderes. Die Narben der Verwüstungen sieht man allerorten. Viele Bauten haben Risse, manche sind eingestürzt und noch nicht wieder errichtet. Aber das Gesamtbild ist wie aus einem orientalischen Märchen. Größere und kleinere Gebäude sind aus Lehm gebacken. Architekten, die sich ein künstlerisches Gemüt bewahren, bauen solche Städte. Oder gibt es hier gar keine Architekten, und die Menschen patschen hier einige Häuser mit viel Fantasie und Geschick mit der bloßen Hand?

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