ZEN 20

Selbstdünkel

Zen 20

© Rolf Hannes

Kuo Dsu I, der Premierminister der Tang Dynastie, war ein hervorragender Staatsmann, ein ausgezeichneter General und der meist verehrte Held seiner Tage. Aber Berühmtheit, Macht, Wohlbefinden und Erfolg konnten ihn nicht abhalten, großes Interesse für den Buddhismus zu hegen. Als emsiger und demütiger Buddhist besuchte er oft seinen Zenmeister, um von ihm zu lernen. Er und der Zenmeister verstanden sich seit langem sehr gut. Daß er der Premierminister war, schien keinen Einfluß auf ihre Verbindung zu haben. Es gab keine nennenswerte Höflichkeit seitens des Zenmeisters, noch eitlen Hochmut seitens des Premierministers. Die Verbindung schien eine rein religiöse zu sein zwischen einem verehrten Meister und einem bescheidenen Schüler.

Als er sich eines Tags zu einem Besuch beim Zenmeister einstellte, fragte er folgendes: Euer Ehrwürden, wie erklärt der Buddhismus Selbstdünkel? Im nu verfinsterte sich das Gesicht des Zenmeisters und in sehr überheblicher Weise sagte er zum Premier: Was sagst du da, du Dummkopf?

Dieser unrerwartete Angriff beleidigte die Gefühle des Premierministers, und ein Anflug von Ärger zeigte sich in seinem Gesicht.

Da sagte der Zenmeister lächelnd: Eure Exzellenz, das ist Selbstdünkel.

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