Wer schafft die Arbeitsplätze?

Neulich sagte jemand in einer Quasselrunde: Schließlich schaffen Arbeitgeber Arbeitsplätze. Er sagte das mit der Überzeugung, sie machten das zum Wohl der Menschheit. Die Behauptung blieb unwidersprochen. Mich aber regte sie zum Nachdenken an.

Noch nie ist eine Firma gegründet worden, um Arbeitsplätze zu schaffen, in der ganzen Menschheitsgeschichte nicht. Firmen werden gegründet, um sein eigner Herr oder eigne Herrin zu sein (das ist der edlere Beweggrund), oder: um Geld zu verdienen, im Fall eines reinrassigen Kapitalisten viel Geld (das ist der weniger edle Beweggrund). Aber was wird landauf landab gesungen? Das Lied von der Schaffung von Arbeitsplätzen als volkswirtschaftlich edles Handeln. In unsren Quasselrunden wird dieses Lied immer wieder aufgetischt: Die Arbeitgeber schaffen Arbeitsplätze.

Arbeitsplatz

© Richcompany

Man muß dieses Lied auf den Kopf stellen, damit es Beine kriegt. Nämlich: Die Arbeitgeber brauchen Arbeiter, Mitarbeiter, um das zu bewältigen, was in ihrer Firma anliegt. Der Arbeitgeber wär aufgeschmissen ohne sie. Also müßte gesungen werden: Die Arbeitnehmer schaffen den Reichtum der Arbeitgeber. (Wenn das mal einer von ihnen zugibt, flüchtet er in den Satz: Ja, aber dafür trag ich die Verantwortung. Verantwortung tragen? Das ist leichter, als einen Sack Zement, könnte man ihm antworten, aber er hat sich schon abgewandt.)

Und je weniger sie die Mitarbeiter am Gewinn beteiligen, umso mehr fällt für sie selbst ab. Das beschreibt das Lied vom Mehrwert, der nicht fair geteilt, sondern eingestrichen wird (von denen, die sich verstecken in vielerlei Gestalt, als Besitzer, als Chefs, als Geldgeber, als Familienclans, als Banken, als Fondsmanager). Sie denken nicht an Arbeitsplätze, sie denken an Geldmaximierung.

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