MANA

mana
© Holzschnitt R. H.

Bei den Ureinwohnern Polynesiens gab es folgende mythische Vorstellung: Alles Sehen wird am Ende der Welt gesammelt. Sie stellten sich vor, in jeglichem Sehen wohne eine Kraft, die nicht verlorengeht. Nicht der kleinste Blick, wohin er auch gerichtet ist, geht verloren. Geister haben die Aufgabe, alle diese Sehstrahlen zu bündeln und nach ihrem Gutdünken zur Erde zurückzuschicken.

Ein Kind fragte eines Tags den Schamanen: Wie steht es mit den bösen Strahlen? Wenn jemand mit bösen, vergifteten Gedanken schaut, werden diese Strahlen genauso gesammelt wie die guten? Ja, sagte der Schamane. Wenn sie bei den Geistern ankommen, sind sie weder gut noch böse, sie sind bloßes Mana*.

Könnte es sein, sagte das Kind, die bösen Strahlen werden auf der langen Reise gereinigt? Ja, sagte der Schamane, sie werden gereinigt.


* Bei den Ozeaniern eine Tieren, Menschen und Pflanzen innewohnende übernatürliche Kraft.

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Eine Antwort zu MANA

  1. Ursula Gressmann sagt:

    Tröstlich, diese Vorstellung.
    Grüße von Uschi

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