Jean Ziegler

Von einem Mann muß ich sprechen, den ich über alles schätze, er ist Schweizer, und deshalb allein schon muß ich der Schweiz einige Sauereien nachsehen, aber wie auch immer, irgendwann nannte er sich Jean Ziegler, und seither schreibt er seine Bücher auf Französisch, was gleichfalls verzeihbar ist, aber vorher hieß er Hans Ziegler und schrieb deutsch. Dieser Tausendsassa ist so vielen Menschen begegnet*, und von vielen, die etwas taugten, hat er das Beherzigenswerteste gespeichert und versucht es zu leben und mitzuteilen. Und von vielen, die nichts taugen, sammelt er deren Schandtaten und stellt sie als abschreckende Beispiele dar. In dutzenden Büchern, er wird nicht müde, sich die Finger wundzuschreiben. Er ist eine bewundernswerte Ansammlung von Klarsicht und Energie. Er vermittelt sie mit der Wucht der Empörung und des Zorns. Mit Heiligem Zorn, hier paßt das vielzitierte Bild.

Jean Ziegler - Ändere die Welt!

Manchmal schon dachte ich, so müßte der Kopf einer Weltregierung aussehen (statt der lahmarschigen Uno). Jemand, der um sich eine Tafelrunde versammelt wie König Arthus, nur diesmal sind es keine edlen Ritter, sondern weitsichtige Männer und Frauen, die Recht von Unrecht unterscheiden können. Zieglers neuestes Buch heißt Ändere die Welt! Pack es an, sagt er.

Es ist schon eine Weile her, da erschien Peter Sloterdijks Du mußt dein Leben ändern. Ich hab’s mir gekauft, aber nie zuende gelesen. Es ist ein grandioses Buch, Peter Sloterdijk kann gar nicht anders, aber es ist ein Wälzer von über 700 Seiten, voller glänzender Gedanken, voller glänzender Formulierungen. Sloterdijk ist ein Faß von großartig formulierten Sätzen. Sie schlagen Kobolz in alle Richtungen abendländischer Philosophie, nun ist es gesagt: wer kann da noch widerstehn?

Und die Bösewichte dieser Welt, die Bilderbergers, die Davoser, die Gipfelstürmer, sie reiben sich die Hände, sie sagen: Ja, ja, geht in Euch, verändert Euch!, derweil regeln wir das Andere, derweil kümmern wir uns ums Bruttosozialprodukt. Und so bleibt die Welt in der altbekannten Soße stecken.

Ganz anders bei Jean Ziegler. Er gibt dem Politischen, der Soziologie den Vorzug, er darf die Philosophie vernachlässigen. Und doch, bei allem Unterschied: Sein Pack die Welt an ist gleichzeitig ein Pack dich an!

*Es konnte nicht ausbleiben: Er ist auch Simone de Beauvoir begegnet, und die hat ihn auf den Jean gebracht.

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