Geschichten von Dschuang Dsi 10

Herbstfluten

Dschuang Dsi 10

© Rolf Hannes

Die Herbstfluten waren gekommen. Tausende wilde Sturzbäche ergossen sich ungestüm in den Gelben Fluß. Es wogte und überflutete die Ufer, schau dich um, du kannst kein Rind von einem Pferd am andern Ufer unterscheiden.

Da lachte der Flußgott, entzückt, weil alle Schönheit der Welt in seiner Obhut war. Er schwang sich flußabwärts, bis er zum Meer kam. Dort schaute er über die Wellen zum offenen Horizont im Osten, und sein Kinn fiel herab. Auf den weiten Horizont starrend, kam er zu Verstand und murmelte zum Gott des Meeres: Ja, das Sprichwort stimmt. Der, dem hundert Einfälle kommen, glaubt, er weiß mehr als jeder andre. So jemand bin ich. Erst jetzt erkenne ich, was Weite ist.

Der Gott des Meeres erwiderte: Kannst du einem Frosch im Brunnen vom Ozean erzählen? Kannst du vom Eis sprechen zu Libellen? Kannst du über die Wege des Lebens sprechen zu einem Philosophen?


Tao bedeutet ursprünglich Weg. Taoismus ist keine Religion, wenn er auch viele religiöse Gruppen beeinflußt hat, er ist vielmehr eine mystisch-philosophische Weltschau.

Dschuang Dsi heißt: Meister Dschuang, chinesischer Philosoph und Dichter, um 365 vor der Zeitrechnung bis 290

Dieser Beitrag wurde unter Innenleben abgelegt und mit , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert