Friederike Mayröcker

feierte gestern ihren 90. Geburtstag. Sie ist eine wunderbare Dichterin, wunderbar, weil sie wirklich nahe an allen Wundern, zwischen Wachen und Träumen angesiedelt ist. Würde ich der Esoterik Vorschub leisten wollen, würde ich sagen, unter den Dichterinnen ist sie eine Fee im Grünen und ein Engel in den Lüften. Gerne hätte ich sie, nein, nicht besucht, das ist nicht drin, nur heimlich anschauen wollen in ihrem riesigen Zettelkasten.

Mayröcker 1

Friederike Mayröcker in ihrem Arbeitsraum

Einmal bin ich ihr begegnet, in COMMON SENSE, dem Almanach für Kunst & Literatur 2001. Darin standen ihre Zeilen:

Veilchen Quartett

damals damals damals meine Mutter wir gingen,
spazierten, durch den düsteren Himmel, und Horizont
war 1 düsterer oder ahnte man schon an nackten
Zweigen die Blüte. Wir gingen,
spazierten, vertraute ihr an während wir gingen
etwas Verstecktes so wie die unsichtbare
Blüte versteckt, eben, an den schwarzglänzenden
Zweigen – sie verstand im Augenblick da ich es aussprach
nahm mir die Angst. Wir wanderten der Asphalt
schmolz unter unseren Füszen, ich dachte VEILCHEN
das ist nicht so schlimm, sagte sie, 1 gewellte
Strähne prächtig fiel ihr ins schöne Gesicht.

Mayröcker B

© Rolf Hannes

Und weil mein Holzschnitt in unmittelbarer Nähe war, darf er hier stehen.

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