Entdeckung


Holzschnitt: Rolf Hannes

Eine aufregende Entdeckung meiner Kindertage war folgende. Manchmal, wenn ich meine Augen in eine bestimmte Stellung brachte, konnten zwei Dinge, die in Wirklichkeit weit von einander weglagen, zu einem einzigen zusammenfließen. Etwas im Vordergrund und etwas im Hintergund gerieten in die gleiche Entfernung.

Erstmals ereignete sich das, als ich, etwa 8 oder 9 Jahre alt, aus einem finsteren Stück Wald ins Freie strebte. Vor mir erschienen durch die Bäume hindurch die ersten hellen Flecken (des Himmels). Einer der Flecken war größer und ungewöhnlich geschnitten, er benahm sich widernatürlich zu den Formen der Äste und Ästchen. Im Näherkommen gewahrte ich einen Fetzen weißen Stoff, der sich in den Ästen verfangen hatte.

Aus der Dunkelheit heraus hatte mein Blick diese beiden, die Helligkeit des Himmels und die Helligkeit des Stoffs, zu einer einzigen verschmolzen. Für mich war das eine aufregende Sache, ich wußte noch nichts von Superzeichen und optischen Täuschungen. Ich hatte noch die Augen, für die sich die Wunder ereigneten.

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